Das bunteste Haus der Stadt
Quelle: WAZ 17.10.2011 Franziska Bombach
Bunt muss es sein und am liebsten in orange und rot. So hat die Künstlerin Angela Holtermann-Stumpf es gern. Vor einem Jahr erfüllte sie sich ihren Lebenstraum: ein knallbuntes Haus. Mit Pinsel und Farbe bewaffnet steigt die Künstlerin auf ein Gerüst und malt in zwölf Meter Höhe Vögel und skurrile Figuren auf ihre Hauswand im Ledderken 32. Zumindest bis vor kurzem. Nun ist das bunteste Haus der Stadt fertig und erstrahlt in einem kräftigen Orange. Die Figuren auf der Grundierung erinnern sehr an Niki de Saint-Phalle und Friedensreich Hundertwasser. Kein Wunder, denn beide Künstler haben zu den Ideen für die Werke, die alle frei Hand gemalt worden sind, beigetragen.
Seit 14 Jahren wohnt Angela Holtermann-Stumpf mit ihrer Familie in dem Haus aus der Nazi-Zeit. 1933 wurde es erbaut. Dementsprechend grau sah es aus, als die Familie einzog. Das musste sich ändern. Zunächst schien der Wunsch aber zu teuer zu sein. „Die Fassadenfarbe für ein Haus mit einer Wohnfläche von rund 400 qm kostet mehr, als wir uns leisten konnten“, erzählt die 45-Jährige. Deswegen widmete man sich erst einmal den Innenräumen. In pink, orange und rot erstrahlen die Wände mittlerweile. Passend dazu stehen in jedem Raum im Haus bunte Beton- und Keramikfiguren, die zum Teil Personen, aber auch Tiere oder völlig abstrakte Dinge darstellen. Trotz der vielen Farben stimmt die Harmonie in den Räumen. „Mein Mann musste sich und seine Augen allerdings erst einmal an die Vielfalt gewöhnen“, meint die Künstlerin schmunzelnd.
Nicht nur der Mann, sondern auch die Nachbarn brauchten eine gewisse Zeit, um sich an den Anblick des knallbunten Hauses zu gewöhnen. Während ihrer Arbeit auf dem Gerüst wurde Angela Holtermann – Stumpf oft angesprochen. „Die meisten Nachbarn und Passanten meinen, dass sie es gut finden, sich aber selbst niemals trauen würden, ihr Haus so zu gestalten“, erzählt die Hausbesitzerin.
Mit dem Bauamt hat es keine Probleme damals gegeben. Denn das bunteste Haus der Stadt steht weder in der Nähe eines Denkmals noch in einer Reihenhaussiedlung. „Das sind die einzigen Auflagen, die es gibt für Einschränkungen der Fassadenansicht“, so Holtermann-Stumpf.
Dass sie sich ihren Traum erfüllen durfte, obwohl sie es sich eigentlich nicht leisten konnte, lag an der Farbenspende einer Malerfirma aus Herdecke. Diese hat die Grundfarbe auf die Fassade aufgetragen und Angela Holtermann – Stumpf so die Chance gegeben, sich ihr eigenes „Gute-Laune-Haus“ zu schaffen.
Dieser Name kommt nicht von ungefähr. Denn es ist eine Tatsache, dass jeder lächeln muss, der das Haus sieht. Deswegen öffnet sie ihre Türen jeden Dienstag von 15 bis 18 Uhr für neugierige Besucher. Denn: „Ob man es gut findet oder nicht, jeder bekommt gute Laune.“